Vor Kurzem habe ich es endlich geschafft ein Buch anzufangen, welches mich schon seit längerer Zeit interessiert hatte und ja, leider Gottes, auch einige Monate in meinem Schrank warten musste. Jetzt aber hat es die Tiefen hinter sich gelassen und für einen Wirbelsturm in meinen eigenen Gedanken gesorgt.
Und wie heißt dieses mysteriöse Buch? – *Drum roll*: „The subtle art of not giving a fuck“. Mark Manson stellt auf stilistisch ausgefallene Art und Weise einen anderen Ansatz zum Thema „Personal Development“ dar.
Nicht nur konnte er mich mit seiner Schreibweise in den Bann ziehen, auch seine Gedanken haben dafür gesorgt, dass ich selbst Einiges hinterfragt habe. Perfekt also, um einen kurzen Beitrag zum Thema Selbstfindung, Selbstakzeptanz und Ziele zu starten.
Achso, und wer eine Zusammenfassung des Buchs gesucht hat, der ist hier falsch. Zwar greife ich einige Gedanken Mark Mansons auf und verknüpfe diese mit meinen eigenen, eine wundervolle Wiedergabe des Inhalts kann hier jedoch nicht gefunden werden.
So lang genug geredet, starten wir endlich mit dem versprochenen Teil!
Inhalt
Die unaufhörliche Mission der Selbstfindung
Jeder hat diesen einen Punkt im Leben, in dem er feststellen muss, sich selbst nicht (mehr) zu kennen. Zwischen Gruppenzwang und Social Media Reizen ist irgendwann die eigene Persönlichkeit mit den äußeren Einflüssen verschmolzen.
Zum Thema Social Media und Selbstakzeptanz in diesem Artikel.
Ich erreichte diesen Punkt am Anfang der Oberstufe, allerdings sah ich damals noch keinen Handlungsbedarf. Zu groß war die Angst anzuecken, wenn ich mich aus den gewohnten Bahnen begebe. Dass es an einem meiner damaligen (Lebens)ziele gelegen haben könnte, dazu später mehr. Zunächst möchte ich nur festhalten, dass ich es in Kauf nahm unzufrieden und teilweise schon unglücklich zu sein, um dazuzugehören. Ich brauche wohl kaum sagen, dass das nicht wirklich geklappt hatte und ich mich trotzdem einmal zu oft als Außenstehende gefühlt habe. Aka: Ich wurde nur noch unzufriedener.
Nach dem Abi nahm ich dann endlich den Mut zusammen und konfrontierte mich mit mir selbst. Ich begann mich mit Personal Development zu beschäftigen und fand eine Aussage, der ich bis heute Folge leiste:
„Wir können nicht ändern was uns passiert, aber wir können beeinflussen, wie wir darauf reagieren.“.
Zum damaligen Zeitpunkt war das die Antwort, die ich gebraucht hatte, um endlich wieder die Kontrolle über mein eigenes Leben zurückzugewinnen. Schluss damit anderen die Schuld zuzuschieben (ein bedeutender Punkt auch aus „The subtle art of not giving a fuck“) und hallo für selbst die Verantwortung für die eigenen Reaktionen zu übernehmen.
Obwohl dieser Grundsatz gerade zu Beginn Schwierigkeiten bereitet und ich noch heute Momente habe, an denen ich mich selbst an die Umsetzung erinnern muss, zeigte sich schnell ein wichtiger Unterschied. Ich begann mich als eigene Person zu definieren – meine Stärken und Schwächen herauszufinden und zu „akzeptieren“, mir Ziele zu setzen, nach denen ich leben wollte und bestehende Ziele (bis vor einigen Wochen noch unbewusst) zu hinterfragen.
Kurz gesagt: Ich stand dem Anfang meines Selbstfindungsprozesses gegenüber. Einem Prozess, der höchstwahrscheinlich mein ganzes Leben andauern wird, ansonsten hätte ich irgendwas falsch gemacht. 😉
Gehen Selbstfindung und Selbstakzeptanz Hand in Hand einher?
Okay, eigentlich ist es doch eine ganz einfache Rechnung: Möchte ich mich selbst finden, muss ich mich zuerst selbst akzeptieren. Übersetzt, auf dem Weg zur Selbstfindung erhalte ich die Selbstakzeptanz doch schon fast gratis dazu – oder nicht?
Ganz so leicht ist es meines Erachtens dann doch nicht. Natürlich kommt es hierbei stark darauf an, wie du für dich Selbstakzeptanz definierst.
Für mich stellt zum Beispiel das Erkennen und Einsehen meiner Schwächen keine Akzeptanz dieser dar. Ebenso bin ich auch der Meinung, dass ich mich nicht zwanghaft so akzeptieren muss, wie ich bin.
Social Media und Co haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten „Selbstakzeptanz-Boom“ herbeigeführt. Kein Wunder also, dass wir uns schon dazu gezwungen sehen, uns selbst zu akzeptieren, wenn wir glücklich sein wollen. Immerhin soll das doch der wahre Weg zur Zufriedenheit sein.
Und bevor ich jetzt mit Kritik überschüttet werde, ich möchte nicht den Gedanken, der hinter der Selbstakzeptanz-Bewegung steht, irgendetwas abreden. Im Gegenteil, ich stehe vollkommen dahinter sich nicht für andere zu verlieren und einem Idealbild nachzueifern, dass (so gut wie) unerreichbar ist.
Der Unterschied ist, dass ich mir trotzdem die Freiheit lassen möchte, meine Schwächen als Schwächen anzusehen, die ich verbessern kann. Ich zwinge mich nicht dazu, sie zu akzeptieren. Stattdessen gestehe ich mir lieber ein, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage bin, es besser zu machen. Betonung liegt auf „zum jetzigen Zeitpunkt“.
Mein Selbstfindungsprozess hat mir gezeigt, dass ich nicht zwanghaft etwas akzeptieren möchte, mit dem ich unzufrieden bin. Ich habe mich von der propagierten Selbstakzeptanz ebenfalls unter Druck gesetzt gefühlt. Schlichtweg, weil ich mich nicht wohl damit fühlte, mich komplett zu akzeptieren.
Für einige mag es der falsche Weg sein. Vielleicht sollte ich eher an meinem Unwohlsein bei der völligen Akzeptanz meiner selbst arbeiten. Und vielleicht werde ich in einigen Jahren feststellen, dass das der richtige Weg gewesen wäre.
Anderseits kann es genauso gut sein, dass mich mein jetziger Weg glücklich machen wird. Zumindest kann ich sagen, dass es mich immer wieder glücklich macht, ein bisschen besser zu sein als am Vortag. Und bisher hat mich dieser Prozess auch noch nicht zum Anzweifeln meiner Person gebracht. Nein, es gab kaum eine Zeit, in der ich mich wohler gefühlt habe als jetzt. Irgendwas muss also richtig laufen. 😉
Wie persönliche (Lebens)ziele zum Verhängnis werden

Die für mich bedeutendste Erkenntnis aus „The subtle art of not giving a fuck“? Unsere Ziele können uns zum Verhängnis werden!
Ehrlich gesagt, hatte ich vor dem Lesen nie darüber nachgedacht, dass meine Ziele schuld daran sein könnten, dass ich so unzufrieden bin. Naja, eigentlich habe ich nicht mal wirklich versucht das Ziel zu definieren, welches ich angestrebt habe (obwohl es das natürlich gab).
Mein Problem lag auch nicht in meinen kleinen Zielen. Meine 4-5x die Woche Sport und den Lernplan für die Uni konnte ich schon einhalten und trotzdem war ich nie zufrieden mit mir.
Tja, der Übeltäter lag anders wo verborgen. Ich glaube, seitdem ich 15 Jahre alt war, strebte ich es an „perfekt“ zu sein, aber erst vor ein paar Wochen ist mir klar geworden, was das wirklich für mich bedeutete.
Im Kern ging es mir darum eine Person zu erschaffen, zu der andere aufsehen können. Als Beispiel umfasste das für mich: Bei allen möglichen Themen mitreden zu können, immer positiv drauf zu sein und von anderen gemocht zu werden.
Dass es nicht das gesündeste Ziel war, wusste ich bereits. Wie sehr es außerhalb meiner eigenen Kontrolle lag jedoch nicht.
Mark Manson stellt gut verständlich da, dass gute Ziele diejenigen sind, die wir selbst beeinflussen können. Schlechte Ziele dagegen die, die durch andere Personen oder unsere Umgebung beeinflusst werden und damit außerhalb unserer Kontrolle liegen. „Perfekt“ sein ist damit unerreichbar. Stattdessen führte es zu einem ständigen Hunger, den ich nie sättigen konnte. Die Folge war eine dauerhafte, unterschwellige Unzufriedenheit und der Versuch es mit „Mehr“ zu kompensieren – mehr mit meinen Mitmenschen machen, mehr Projekte starten, mehr Wissen ansammeln, aber nie mehr Genugtuung.
Mein „Lebens“ziel wurde mir zum Verhängnis und es war wohl höchste Zeit es zu ändern, auch wenn es nach 6 Jahren einige Anstrengung braucht.
Wie sollte ich mit negativen Erfahrungen umgehen?
Zu Guter Letzt noch einige Worte zum Thema „Optimismus, Realismus und Pessimismus“. Wir lernen immer, uns nur auf das Gute zu fokussieren, wenn wir wirklich glücklich sein wollen. Wir sollen möglichst positiv an Alles herangehen.
Meine Bahn ist ausgefallen? Gar kein Problem, dann kann ich gleich einen Spaziergang machen – Luft und Bewegung inklusive. Auf dem Weg fängt es an zu regnen? Halb so schlimm, dann kann ich mir das Haare waschen am Nachmittag sparen. Und am Ende komme ich dann durchnässt an der Uni an, aber bitte positiv.
Meine Laune sieht jedoch kaum nach Sonnenschein und Regenbogen aus. Nein, ich bin wohl eher genervt und verzweifelt darüber, wie viel Pech ich haben kann. Naja, und dann fühle ich mich auch noch schlecht darüber, dass ich gerade genervt bin. Immerhin gibt es doch so viel Wichtigeres. Das Ende? Ich bin genervt davon, dass ich mich schlecht fühle, weil ich genervt bin. Komplett unnötig, oder nicht?
Wir neigen leider dazu, schlechte Dinge zu verdrängen oder andere dafür verantwortlich zu machen. Und viel zu gerne begeben wir uns eine Spirale, die sich immer weiter nach unten schlängelt (siehe mein Beispiel).
In Mark Mansons Worten – wir geben auf alles einen Fuck und genau das macht unser Leben so schwer.
Das Leben kann scheiße und unfair sein. Es ist nicht nur Glitzer und Sonnenschein. Genau das müssen wir akzeptieren. Erst wenn wir sagen können, das ist scheiße und das ist okay, können wir unsere Aufmerksamkeit den wirklich wichtigen Dingen zuwenden.
Also das nächste Mal, wenn die Bahn ausfällt und du im Regen stehst, hab keine Angst davor zu sagen: Das ist scheiße und ich darf deshalb genervt sein.
Wir müssen nicht immer und überall alles positiv sehen (genauso jetzt aber bitte nicht alles pessimistisch sehen 😉 ). Vielmehr sollten wir ein gesundes Mittelmaß finden.
Das etwas längere Wort zum Sonntag.
Bis dahin,
Pauline
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