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Was heißt erwachsen werden schon? Ein Haufen Verpflichtungen und die Möglichkeit seinen Sorgen mithilfe selbst gekauften Alkohols, Yoga-Stunden oder einem Kurztrip zu entfliehen? Ehrlich, manchmal habe ich das Gefühl, erwachsen werden meint, die Lockerheit des Lebens links liegen zu lassen und dem Spaß aus dem Rückspiegel zuzuwinken. Und trotzdem meinen alle, man solle endlich erwachsen werden.

Was also soll dieses sagenumwobene Erwachsenwerden sein, wenn es sich doch lohnt, danach zu streben?

Inhalt

Was bedeutet es überhaupt erwachsen zu werden?

erwachsen werden; Erwachsensein; Job

An irgendeinem Punkt in unserem Leben haben wir wohl alle schon einmal die mystischen Worte „Du solltest endlich erwachsen werden.“ zu hören bekommen. Aber wehe du fragst, was Erwachsenwerden zu bedeuten hat. Von philosophischem im Kreis-Gerenne bis zu minutenlangem Schweigen – eine wirkliche Antwort ist schwer zu finden. Im besten Fall werden sogar Vergleiche heran gezogen: Schau dir xx an, wenn du dich so verhältst, dann bist du erwachsen. Ja, von den stressbedingten Nervenzusammenbrüchen um 2.00 Uhr nachts weiß dein Gesprächspartner natürlich nichts. Oder soll das etwa der Kern des Erwachsenwerdens sein?! 

Sicher ist, dass unsere Vorstellungen schon seit Jahrhunderten von den adaptierten Vorstellungen der Gesellschaft geprägt sind. Dabei brechen Generationen mit Generationen und sorgen in jeder Runde für einen erbitterten Kampf des Unverständnisses.

Mir wurde beigebracht, erwachsen werden bedeutet seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Naja, das wird sich noch einrichten lassen. Daneben stand jedoch auch immer die (monetäre) Sicherheit im Vordergrund. Hieß, ich solle bitte einen sinnvollen Abschluss haben (in meinem Fall geht es um mein Studium), um damit einen „tollen“ Job zu bekommen. Oh, und falls ich schon in der Familienplanung vorankomme, wäre das das Sahnehäubchen. Zusammengefasst war die Quintessenz des Erwachsenseins auf eigenen Beinen zu stehen und einen Plan von der Zukunft zu haben.

Würde ich heute gefragt werden, was erwachsen werden bedeutet, lautet meine Antwort: Du solltest in der Lage sein, deine eigenen Entscheidungen zu treffen und vor allem die Konsequenzen für diese tragen. Ebenso geht es darum, herauszufinden, wer du bist, sein möchtest und wie du das erreichst.

Natürlich geht es auch darum auf eigenen Beinen zu stehen, das stellt für mich jedoch mehr einen laufenden Prozess statt einem einzelnen Ziel dar.

Die monetäre Sicherheit spielt daneben eine untergeordnete Rolle. Klar brauchen wir in der heutigen Welt Geld, um unser Leben führen zu können (außer du bist ein Einsiedler), jedoch nicht auf Kosten eines gutzahlenden Jobs, der mich nicht glücklich macht und nur Nerven kostet. Da kann ich gleich die Kosten für Arztbesuche und Therapiesitzungen zur Seite legen.

Ich glaube, das ist der größte Wandel von unserer Generation zu der unserer Eltern. Heute geht es mehr darum, seinen Träumen und Leidenschaften Raum zu geben (gesundes Maß vorbehalten) statt im Hamsterrad unterzugehen. Und sind wir deshalb weniger erwachsen?

Statt Ziele aufzustellen, die das Erwachsensein definieren, sehe ich es als Lernprozess. Du wirst nicht von heute auf morgen erwachsen und nur weil du nicht den Vorstellungen der Gesellschaft von einem Erwachsenem entsprichst, kappt das nicht das Erwachsensein an sich. Vielmehr heißt erwachsen werden das ständige Lernen bezüglich seiner selbst und seiner Umgebung.

Ab wann bin ich erwachsen?

Rechtlich gesprochen ist es leicht: Mit deinem 18. Geburtstag gehörst du dem Reich der Erwachsenen an. Naja, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Schließlich werden wir nicht in der Nacht auf unseren 18. Geburtstag von einer magischen Kraft heimgesucht, die uns unsere „Erwachsenenfähigkeiten“ verleiht.

Stattdessen wollen sich manche länger der Verantwortung entziehen, die mit dem Erwachsensein einhergeht und andere stürzen sich schon vor dem 18. Geburtstag rein.

Für deine mentale Reife gibt es keinen festgelegten Zeitpunkt. Geht es dir allerdings nur darum, ab wann du die Privilegien (und ps. auch Sanktionen) Erwachsener zu spüren bekommst, ist dies in Deutschland ab 18 Jahren und in einigen anderen Ländern ab 21 Jahren.

Wieso heißt es immer erwachsen werden oder Kind bleiben?

erwachsen werden; Kind bleiben; Spaß haben

Peter Maffay und Rolf Zuckowski haben in ihrem Song „Ich wollte nie erwachsen sein“ vom Weg des Erwachsenwerdens gesungen. Vom Übergang des Kindseins zum Erwachsenen und dem Wunsch, das innere Kind nicht zu verlieren.

Doch wieso müssen wir eigentlich eine so klare Grenze ziehen? Wer sagt, das Erwachsensein und Kindsein nicht miteinander einhergehen können?

Klar, wir sagen Erwachsenen Eigenschaften und Fähigkeiten hinterher, die Kinder und Jugendliche gerade noch nicht haben. Schauen wir jedoch genauer hin, müssten danach gerade viele Jugendliche bereits Erwachsene und viele Erwachsene irgendwo auf dem Weg zum Erwachsenwerden falsch abgebogen sein. Bezeichnen wir die entsprechenden Personen deshalb anders? – Nein.

Vielleicht sagen wir, xx ist noch kindisch oder noch lieber verantwortungslos. Das xx an sich erwachsen ist, sprechen wir jedoch nicht ab. Auf der anderen Seite heißt es, yy ist schon sehr reif für das Alter. Trotzdem wird yy in unseren Köpfen nicht automatisch erwachsen. Komisch, wo wir doch (anscheinend) so klare Kriterien haben.

Gleichzeitig sollen sich heutzutage immer mehr Erwachsene wie Jugendliche verhalten. Wieso, weil sie die gleichen Klamotten tragen oder mit 30 Jahren nochmal im Club vorbeischauen? Weil sie ihre Zukunft nicht bis ins kleinste Detail geplant haben? Woran merken wir wer erwachsen ist?

Oder ist es vielmehr so, dass die Jugendlichen heutzutage viel früher den „Erwachsenen“ ähneln?

Ich möchte überhaupt nicht erwachsen sein, wenn das bedeutet, dass ich meine Träume hinter mir lassen muss, die Lockerheit des Lebens verliere und nicht mehr im Moment leben darf. Dann versuche ich doch lieber, das Beste beider Welten zu vereinen – kindliche Neugier und erwachsene Verantwortung. Schließlich hat uns die Welt so viel zu bieten, wenn wir uns einfach die Chance geben, es zu genießen.

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Also: Wie ist es jetzt erwachsen zu sein?

Erwachsensein ist mehr als ein Job, ein Eigenheim, Familie und die Vollendung des 18. Lebensjahrs. Es bringt Verantwortung mit sich, der sich viele „Erwachsene“ immer noch entziehen. Du musst Rechenschaft für dein Handeln ablegen und das ist der größte Punkt, in dem es sich vom Kindsein unterscheidet.

Erwachsen werden bedeutet jedoch nicht, die kindliche Lockerheit und den Spaß und die Spontaneität am Leben aufzugeben. Vielmehr wird dies kombiniert mit den Erfahrungen aus deinen Lebensjahren und den Lehren, die du ziehen konntest.

 

Erwachsen werden hin oder her, wir sollten nie vergessen zu leben, und zwar im Hier und Jetzt. Losgelöst von den gesellschaftlichen Ansprüchen an „Erwachsene“. Erwachsenwerden ist ein Prozess. Ein Prozess, der uns zeigen soll, wer wir sind und was wir bewegen können, unsere Träume und Leidenschaften inbegriffen.

Also: Was heißt es für dich erwachsen zu sein?

Bis dahin,

Pauline

Bilder:

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Photo by Levi Guzman on Unsplash


1 Kommentar

Maria Mettermann · 14. Januar 2024 um 15:54

Ich möchte auch endlich mehr auf eigenen Beinen stehen. Deswegen werde ich den Autoführerschein machen und dann muss mich niemand mehr fahren. Das bedeutet für mich auch viel mehr Freiheit.

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